Am Morgen des 25. Juli 1909 gelang dem Franzosen Louis Blériot ein Flug, der alle eines Besseren belehrte, die zu jener Zeit noch überzeugt waren, eine Flugmaschine, die schwerer als Luft sei, könne niemals nennenswerte Distanzen zurücklegen. Blériot überquerte als erster Pilot den Ärmelkanal von Calais nach Dover.
Mit diesem legendären Flug gewann Blériot ein von der Londoner Zeitung „Daily Mail“ ausgesetztes Preisgeld in Höhe von 1.000 Pfund. Das war zur damaligen Zeit ein hoher Betrag, der nach heutiger Kaufkraft einem Gegenwert von etwa 100.000 Euro entsprechen würde. Und den Gewinn hatte der Tüftler mittlerweile auch bitter nötig, da er sein gesamtes Vermögen in die Experimente mit Flugmaschinen gesteckt hatte. Das Flugzeug, das zum Einsatz kam, war bereits das elfte von ihm entworfene Modell. Und er war nahezu pleite.
Blériots Maschine war ein Eindecker. Das bedeutet, im Gegensatz zum damals auch häufig verwendeten Doppeldecker, verfügte diese Maschine über nur eine Tragfläche. Der Rumpf bestand aus einem Rahmengerüst aus Eschenholz, das mit gummierten Stoffbahnen bespannt worden war. Als Fahrwerk kamen Fahrradreifen zum Einsatz; die hatten die erforderliche Stabilität und, im Vergleich zu anderen Reifen, das geringste Gewicht. Der Motor leistete gerade einmal 25 PS. Für einen Stärkeren fehlte das Geld.
Mehrere Kontrahenten hatten den Flug bereits gewagt, waren aber alle kläglich im Ärmelkanal gelandet. Blériot hat Geduld und wartete einen besonders windstillen Tag ab. Zur Sicherheit wird der Pilot von französischen Kriegsschiffen eskortiert, die er aber zügig überholt und bald abgehängt hat. Die Flughöhe liegt nur bei etwa 100 Meter, aber die kann Blériot immerhin recht konstant halten.
Aus dieser Perspektive hat er eine unerwartet gute Sicht und entdeckt sogar einige unter Wasser navigierende U-Boote. Gegen Ende des Fluges hatte Blériot dann noch mit leichtem Gegenwind zu kämpfen, aber auch das meisterte er souverän. Die Landung verlief unsanft, eine Böe führte zu einer harten Landung, wobei das Fahrgestell einknickte. Blériot selbst bleibt heil, aber den Propeller kann er abschreiben, da der am Boden aufgeschlagen und zersplittert ist.
Gerade einmal 34 Kilometer beträgt die zurückgelegte Strecke. Heute kommt einem das nicht lang vor, damals war es eine Sensation. Der Flug hatte auch eine symbolische Bedeutung, denn er zeigte den Briten, dass der Ärmelkanal nun keine unüberwindliche Barriere mehr darstellte.
Das Flugzeug, das als erste Maschine das offene Meer überflogen hatte, wurde ein Verkaufserfolg und Blériot wurde beiderseits des Kanals zum Helden. Als Aufklärer wurde die Maschine auch im Ersten Weltkrieg eingesetzt.
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