„Besorge sofort Vorräte von Taft und Schnüren und du wirst eine der wunderbarsten Sachen der Welt sehen.“ schreibt Joseph Montgolfier 1782 an seinen Bruder.

Die beiden werden daraus etwas bauen, das in die Geschichte eingeht. Angefangen hat die Sache in einer Papierfabrik, die sich schon seit Generationen im Besitz der Familie befindet.

Dort experimentieren die Brüder häufig im Keller und entwickeln unter anderem eine einfache Wasserpumpe. Diesmal versuchen sie, ein Feuer zu entfachen und die davon aufsteigende Luft einzufangen, um Objekte anzuheben. Es wird berichtet, Joseph sei auf die Idee gekommen, nachdem er beobachtet hatte, wie Seifenblasen nach dem Blasen zunächst aufsteigen. Als er ein Hemd am Kaminfeuer trocknet, bläht sich der Stoff auf und steigt nach oben. Diese Kraft will er sich nutzbar machen, indem er den Rauch des Feuers in einer leichten Kugel auffängt.

Nach vielen Versuchen finden die Brüder schließlich die optimale Größe. Papier ist zwar leichter als Stoff, kann aber reißen und schneller in Brand geraten. Schließlich entscheiden sie sich für eine Stoffhülle, die innen mit Papier ausgekleidet wird, um die Luft am Ausströmen zu hindern. Um die Stoffbahnen zusammenzuhalten sind unzählige Knöpfe und Knopflöcher eingearbeitet. Kreuz und quer gespannte Fäden verstärken die Konstruktion.

Dass es die Hitze ist, die das Objekt aufsteigen läßt, ist den beiden allerdings damals noch nicht bewußt. Sie glauben, der Rauch sei dafür verantwortlich. Und so wird beim Feuermachen vor allem darauf geachtet, dass es ordentlich qualmt.

Am 4. Juni 1783, waren die Brüder so weit, dass sie ihre Entwicklung der Öffentlichkeit präsentieren konnten. In ihrem Heimatort Annonay wurde der erste Heißluftballon gestartet. Da es für die Neuheit noch keine Bezeichnung gab, nannte man sie, nach den Erfindern „Montgolfière“. Sie selbst sprachen von einer „Aerostatischen Maschine“. Schon am 19. September fand am Schloß Versailles, in Gegenwart des Königs, anläßlich des Geburtstages der Regentin Marie Antoinette, der erste Flug mit „Passagieren“ statt. Ein Hammel, ein Hahn und eine Ente hatten die Ehre, als erste mit dem Ballon abzuheben, der bereits ein Volumen von 1.000 Kubikmetern hatte.

Bauern, die das neue Objekt über die Felder auf sich zukommen sehen, fliehen in panischer Angst; Mutigere versuchen, den Spuk mit Schaufeln und Mistgabeln unschädlich zu machen. Der König sieht sich veranlasst, eine Erklärung herauszugeben, in der er betont, dass von derartigen Flugobjekten keinerlei Gefahr ausgehe und dass man sie unbeschädigt lassen möge, da sie von gesellschaftlichem Nutzen seien.

Joseph und Étienne würden gerne selbst als erste mit ihrem Ballon fliegen. Doch der Famlienrat hält das für zu gefährlich. So dürfen am 21. November 1783 Jean-François Pilâtre de Rozier  und François d’Arlandes als erste Menschen im Ballon aufsteigen. In 25-minütiger Fahrt erreichen sie eine beachtlich Höhe und überqueren die Seine.

Während des gesamten Fluges muss permanent Heu nachgelegt werden, um das Feuer in Gang zu halten. Bis zur Landung haben sie neun Kilometer zurückgelegt.

Quellennachweis:
Alle Bilder wurden entnommen aus
Dr. Hans Donalies „Im Fluge durch die Jahrhunderte“
Beitrag in: Dr. Bröckelmann (Hrsg.) „Wir Luftschiffer“ Verlag Ullstein & Co Berlin und Wien 1909, S.194-239