Auf Mallorcas Flughafen Son Sant Joan geht’s rund. Täglich bis zu 130.000 Passagiere, da kann in Europa kein anderer Flughafen mithalten. In den neunziger Jahren wurde neu gebaut, um der ständig wachsenden Zahl von Starts und Landungen Herr zu werden und noch immer steigt das Flugaufkommen. Die Logistik dieses Airports ist nur mit Hilfe von High-Tech zu bewältigen. Genauer gesagt: Mit Internet-Technologie. Die nämlich, wird von der Hamburger „Lufthansa Systems Network“, einer Tochter der Deutschen Lufthansa, in Palma eingesetzt. Zunächst beschränkte man sich dabei auf Flüge der hauseigenen Condor, bevor die Technologie in immer mehr Bereichen eingesetzt wurde.
Palmas Flughafen Son Sant Joan war ein geradezu ideales Testgelände. Das hohe Flugaufkommen stellt eine extreme Belastungsprobe dar. Wer diesen Härtetest besteht, wird sich auch an anderen Standorten behaupten können. Sollte dennoch einmal etwas schief gehen, sind hier überwiegend Charterverbindungen betroffen. Ein Bereich, in dem Verspätungen vergleichsweise besser, als im Liniendienst zu verschmerzen sind.
Um alle Abläufe zentral bündeln und steuern zu können, bedarf es einer umfangreichen Vernetzung des gesamten Airports. Zahlreiche Sende- und Empfangsantennen im Innen- und Außenbereich stellen die nötigen Kontakte her, angefangen beim Flugzeug, über Shuttlebusse, Gepäckwagen, die Handys des Rollfeldpersonals oder Frachtgut. Die einzelnen Objekte identifizieren sich über elektronische Adressen, die auf winzigen Chips gespeichert sind. Über allem liegt ein Computer-Netzwerk, das auf so genannter Internet-Protokoll-Technik basiert. Anders ausgedrückt: Alle Stationen sind wie in einem „Airport Wide Web“ miteinander verbunden.
Sobald eine Maschine die Rollbahn berührt, meldet sich der Bordcomputer im Airportrechner an. Und schon kann der Datenaustausch beginnen. Die Zahl der Passagiere, Daten der einzelnen Gepäckstücke, die Anforderung eines Rollstuhls an die Gangway…Alles läßt sich in Sekundenschnelle übermitteln. Flugplanänderungen, Wetterprognosen oder Mitteilungen gelangen online ins Cockpit.
Damit das Ganze funktioniert, haben die Ingenieure konventionelle Hardware so modifiziert, dass der Kontakt innerhalb des Netzwerkes per Funk, anstatt wie im Internet per Kabelverbindung, möglich wird. Wireless LAN nennt sich diese Technologie, deren Anwendungsmöglichkeiten fast grenzenlos sind: Jedes Objekt, das mit einem Transponderchip versehen wurde, ist, in einem Umkreis von rund 300 Metern, eindeutig identifizierbar und kann so, über zahlreiche Antennen im gesamten Flughafenbereich, jederzeit geortet werden. Gelangt ein derart kodiertes Gepäckstück beispielsweise in die falsche Maschine, löst es nicht nur einen entsprechenden Alarm aus; die notwendige Korrektur wird dem Fahrer des Gepäckwagens auch sofort auf seinem Display angezeigt.
Spinnt man den Gedanken des technisch Machbaren weiter, so wäre auch der Einsatz des Systems als „elektronischer Hütehund“ denkbar: Dazu müsste lediglich die beim Einchecken ausgehändigte Bordkarte mit einem dieser kleinen Transponderchips versehen werden. Wird die Zeit knapp, vom ermittelten Standort rechtzeitig zum Gate zu gelangen, kann automatisch eine entsprechende Durchsage ausgelöst werden.
Die Internet-Protokoll-Technologie wird sich, davon ist man bei Lufthansa Systems Network überzeugt, nicht nur auf Großflughäfen durchsetzen. Überall, wo ein zentrales Management vieler Einzelkomponenten erforderlich ist, zum Beispiel in Waren- oder Ersatzteillagern, läßt sich der Bestand auf diese Weise optimal steuern und überwachen.
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